Versicherte werden gleich zweimal zur Kasse gebeten
Obwohl sie die Beiträge erhöhen, halten die Krankenkassen erneut an ihren unveränderten Dienstleistungstarifen für die medizinische Branche fest. Diese kann aber nicht erneut ohne entsprechende Tariferhöhungen für ihre Dienste auskommen und wird daher Tarife erhöhen müssen. Da die Krankenkassen diesen Kostenunterschied nicht ausgleichen, werden die Krankenkassenmitglieder selbst dafür aufkommen müssen.
11 DECEMBER 2024 - 2024-12-11
Von Henriette Lamprecht
(Bearbeitet von F. Steffen)
Windhoek
Sollte der Verband der medizinischen Fonds in Namibia (Namibian Association of Medical Aid Funds, NAMAF) tatsächlich zum zweiten Jahr in Folge beschließen, die Standardtarife für das kommende Jahr nicht zu erhöhen, planen etwa 66% der privaten Gesundheitsdienstleister in Namibia, ihre Tarife dennoch zu erhöhen.
NAMAF hatte im Dezember 2023 angekündigt, dass die Standardtarife für seitens der Krankenkassen bezahlbare Dienstleistungen mindestens bis Ende des ersten Quartals 2024 – möglicherweise auch länger – unverändert bleiben würden. Dies hatte dazu geführt, dass Mitglieder privater Krankenversicherungen plötzlich erhebliche Zuzahlungen aus eigener Tasche leisten mussten, sei es für Krankenhausaufenthalte oder Anästhesisten. Laut dem Namibischen Forum für private Praktiker (NPPF) wurde die Entscheidung ohne Konsultation der Versicherten oder Dienstleister getroffen.
Inflation wird ignoriert
Letztendlich bedeutet dies eine Kürzung der Leistungen, da die Krankenkassen ihre Mitglieder nicht für infolge der Inflation teurere medizinische Dienste entschädigen. Gleichzeitig erhöhten private Krankenversicherungen mit Genehmigung der namibischen Finanzaufsichtsbehörde (Namfisa) die Beiträge der Mitglieder im Durchschnitt um zehn Prozent, wobei einige Fonds eine Erhöhung von bis zu 15% beantragt hatten. Verschiedene Krankenversicherungen haben ihren Mitgliedern bereits mitgeteilt, dass ihre monatlichen Beiträge für das kommende Jahr nun um weitere drei bis fünf Prozent steigen werden.
NAMAF rechtfertigte die Entscheidung damit, dass eine Tariferhöhung angesichts der Kostentrends und der daraus resultierenden Auswirkungen auf die finanzielle Tragfähigkeit der Fonds unverantwortlich wäre, ohne zuvor verschiedene Eingriffe oder Strategien in Betracht zu ziehen. Diese Strategien seien jedoch komplex zu entwickeln und umzusetzen und erforderten einen schrittweisen Ansatz. Daher wurde beschlossen, die Tarife für dieses Jahr unverändert zu lassen, bis die Managementstrategien zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit der Branche – von der Dienstleistungserbringung bis zur Finanzierung – umgesetzt sind.
34% der Tarife bereits jetzt höher
Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage des NPPF unter privaten Gesundheitsdienstleistern – darunter Ärzte, medizinische Fachkräfte und Optiker – wurde dem Forum mitgeteilt, dass die Standardtarife für das kommende Jahr je nach Disziplin um 4,6% bis 4,9% steigen dürften. Die Umfrage ergab, dass i) sieben Prozent der Befragten deutlich höhere Tarife als die Standardtarife verlangen, ii) 27% etwas mehr, und iii) 60% der medizinischen Dienstleister die Standardtarife für ihre Leistungen berechnen. 62% der Befragten gaben an, dass die finanzielle Belastung durch NAMAFs Entscheidung, die Tarife für 2024 nicht zu erhöhen, erheblich gewesen sei.
Das NPPF betonte die Notwendigkeit, die Auswirkungen des Kostendrucks auf die Praktizierenden zu untersuchen, da die entscheidende Frage lautet: „Wie lange kann die private Gesundheitsbranche die kostensparenden Strategien der Fonds absorbieren, bevor die Branche selbst nicht mehr tragfähig ist?“
„Namibia verfügt über eine Weltklasse-Gesundheitsbranche im privaten Sektor. Es hat Jahrzehnte an Investitionen, Entwicklung und Kapazitätsaufbau gebraucht, um diesen Punkt zu erreichen. Wenn diese Infrastruktur zerstört wird, wird es Jahrzehnte dauern, diese Branche wieder auf das aktuelle Niveau zu bringen“, erklärte das NPPF.
Namfisa versäumt ihre Pflicht
Die Mehrheit der Befragten (77%) stimmte auch darin überein, dass das Fehlen von Maßnahmen durch Namfisa „äußerst negative Auswirkungen auf die effektive Regulierung der medizinischen Fonds hat und sowohl die Mitglieder als auch die Dienstleister schutzlos gegenüber den Handlungen der Fonds zurücklässt.“
Bezüglich des ICD-10-Codierungssystems, das private Praktiker nun erzwungen anwenden müssen, da ihre Ansprüche andernfalls nicht bearbeitet werden, waren die meisten Befragten der Meinung, dass das System Betrug und Missbrauch nicht wirksam eindämmen wird. Der namibische Rat für Gesundheitsberufe (HPCNA) hat kürzlich ebenfalls eine Erhöhung seiner Gebühren, einschließlich der jährlichen Registrierungsgebühren, angekündigt. Laut den neuen Gebühren müssen Dienstleister, die keine namibischen Staatsbürger sind, erheblich mehr bezahlen als namibische Bürger, selbst wenn sie bereits seit Jahren im Land praktizieren.
Laut der obengenannten NPPF-Umfrage sind nun fast 60% der Befragten bereit, finanziell zu einer Klage gegen diesen HPCNA-Entscheid beizutragen, wodurch diese Gebühren-Ungleichheit angefochten werden soll.